3. Juni 2020
Barmbek

Freizeitkapitäne in ihrem Element

Am Modellbootbecken im Stadtparkt gibt’s am Wochenende viel zu sehen

„Ich bin der Oberpirat“, sagt Walter (links) schmunzelnd, fast täglich lässt er im Stadtpark sein Seeräuber-Schiff zu Wasser. Auch Barmbeker Reinhard hat das Hobby für sich entdeckt Foto: Busse

BARMBEK „Cool! Noch ein Boot!“, ruft einer der Jungs, die sich am Modellbootbecken im Stadtpark versammelt haben und begeistert die beiden ferngesteuerten Schiffe beobachten. Das bunte Treiben auf dem großen Bassin ist die Attraktion für Kinder und Erwachsene. Am Rand des Beckens sitzt Walter still im Klappstuhl und schmunzelt. Für die Show ist sein Piratenschiff zuständig.

Per Fernsteuerung dreht er den Discosound an Bord auf. Er macht sich einen Spaß daraus, auf die Jungs zuzusteuern und die Wasserspritze an Deck in ihre Richtung zu lenken. Walter ist 84 Jahre alt, bei gutem Wetter kommt er täglich von Norderstedt in den Stadtpark. Seit 17 Jahren. „Über meinen Enkel bin ich zum Modellbau gekommen“, erzählt er. Das Piratenschiff von Playmobil war sein Geschenk an den damals Achtjährigen gewesen. Walter fand: „Da kann man mehr draus machen“ – und hat nicht nur einen Motor, sondern über die Jahre immer mehr Spezialeffekte eingebaut. Rund 1000 Stunden und 1000 Euro habe er investiert.

Das Modellbootbecken am Südring ist ein beliebter Treffpunkt, vor allem sonntags kommen hier die Bastler zusammen. Man tauscht sich aus und freut sich über Publikum, das hier Wasserfahrzeuge aller Art beobachteten kann. „Man kennt sich“, bestätigt Reinhard. Auch der Barmbeker ist regelmäßig dabei. Dass der Modellbootteich, der in den 1960er-Jahren an der Stelle der im Krieg beschädigten und später abgerissenen Stadthalle errichtet wurde, vor gut zehn Jahren verschwinden sollte, empört die Freizeitkapitäne noch heute. Dank ihrer Fürsprache wurde das Becken 2007 erneuert: Heute bietet es rund 1250 Quadratmeter Wasserfläche und ist in der Mitte 70 Zentimeter tief. Etwa zwei Tage dauert es, bis es im Frühling vollgelaufen ist – wegen der Corona-Pandemie fand der Saisonstart dieses Jahr einen Monat später statt.

Die beiden appellieren an die Stadtparkbesucher, das Becken sauber zu halten: „Äste und Grünzeug verfangen sich in den Schiffsschrauben“, weiß Reinhard. Zusammen mit Walter freut er sich über die Begeisterung der großen und kleinen Zuschauer. „Es gibt die Arbeit, die in dem Modell steckt, 1000-fach zurück“, nickt Walter.

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