BARMBEK Im Mai 1920 wurde die Evangelisch-Lutherische Auferstehungskirche am Tieloh geweiht. Gerade noch rechtzeitig zum 100. Jahrestag erreichte die Gemeinde jetzt die Nachricht, dass das Jubiläum gefeiert werden darf, nachdem die Kirchen in den vergangenen Wochen wegen der Corona-Krise geschlossen bleiben mussten.
Mit einem Gottesdienst, Orgelmusik und Gesang gibt es am Sonntag, 10. Mai, um 15 Uhr einen Neustart in der geschmückten Kirche – natürlich unter Einhaltung der geltenden Kontaktregeln. Bis 20 Uhr sind Pastorin Idalena Urbach und Pastor Rainer Hanno vor Ort, man kann eine Kerze anzünden, das Haus erleben und eine umfangreiche Chronik mit auf den Weg nehmen, in der unter anderem die Kinder ehemaliger Pastoren der Auferstehungskirche erzählen, wie das Aufwachsen unterm Turm ihr Leben geprägt hat.
Als der Kirchenbau vor 100 Jahren im stark wachsenden Stadtteil Barmbek-Nord eingeweiht wurde, war seine architektonische Form ebenso herausragend wie die wegweisende Idee, die dahintersteckte: Die Rundkirche nach einem Entwurf von Camillo Günther war einer der ersten Betonbauten der Stadt, eingefasst in den für Hamburg typischen roten Backstein. Außerdem sorgte das große Gemeindehaus dafür, dass sich kirchliches und soziales Leben vereinten.
In den folgenden Jahren konnte man hier „die ganze Weltgeschichte im Kleinen erleben“, sagt Pastor Hanno. Während die Stadt Hamburg noch Bauherrin der Kirche war, deren Entstehung im Ersten Weltkrieg unterbrochen war, fand durch die Weimarer Verfassung erstmals die Trennung von Kirche und Staat statt. Das von der Gemeinde für eine Orgel gesammelte Geld fiel der Währungsreform zum Opfer. Den Zweiten Weltkrieg überstand das Gebäude wie durch ein Wunder unbeschadet. Danach prägten auch die neu hinzugezogenen Flüchtlinge aus Osteuropa das Gemeindeleben.
Nachdem der Weiterbestand der Auferstehungskirche zwischenzeitlich sogar infrage gestanden hatte, wurde der gesamte Baukomplex 1999 unter Denkmalschutz gestellt und schrittweise saniert. Seit diesem Jahr hat auch die Gemeinde St. Bonifatius hier ihre neue Heimat gefunden.
Ein starkes ehrenamtliches Engagement trägt das rege Gemeindeleben. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten zählen Spiritualität und Meditation sowie Gospel. Aktuell wird der große Gemeindesaal mit einem Aufzug barrierefrei zugänglich gemacht: eine Perspektive für den großen Tag der offenen Tür, der wegen Corona nicht wie geplant 2020 stattfinden darf, sondern auf Mai 2021 verschoben wurde.
