BARMBEK Der Glockenturm von St. Bonifatius ist weg. Schon im Juni 2020 haben seine drei Glocken ein letztes Mal zum Gottesdienst geläutet. Damals wurde das evangelisch-lutherische Gemeindezentrum am Lämmersieth, Ecke Rudolphiplatz entwidmet, denn St. Bonifatius ist mit der Auferstehungskirche in der Kirchengemeinde Barmbek-Nord zusammengegangen und an den Tieloh umgezogen.
Jetzt fand in einer Open Air-Andacht der Abschied vom Kirchturm statt, der im wahrsten Sinne des Wortes eine bewegte Geschichte hat: Im Jahr 2005 kam er von der Nathanael-Kirche in Horn nach Barmbek. Dort war mit der Gründung der Gemeinde in den 1960er-Jahren zwar ein Gemeindezentrum gebaut worden, aber einen Turm konnte sich die junge Gemeinde anfangs einfach nicht leisten. 15 Jahre lang hat dann die schlichte, holzverkleidete Konstruktion mit den drei Glocken am Lämmersieth zum Gottesdienst gerufen und viele Anlässe begleitet.
Daran erinnerte Pastorin Idalena Urbach in ihrer abschließenden, musikalisch begleiteten Andacht unter freiem Himmel. Hier fand auch die symbolische Übergabe des Turmschlüssels statt: Durch die Vermittlung von Orgelbauer Jörg Naß konnte erfolgreich Kontakt ins Baltikum aufgenommen werden. Turm und Glocken gehen als Schenkung an die evangelisch-lutherische Gemeine Kinten in Litauen, die ihrerseits Sponsoren für den Transport finden konnte. Den spektakulären Abbau des meterhohen Turms per Kran verfolgten zahlreiche Menschen, bevor es für ihn per Lkw auf die weite Reise an seinen neuen Standort ging.