6. Januar 2023
Barmbek

Die Fusion von Tragödie und Komödie

Volksspielbühne Thalia zeigt „Ödipus“ und „Antigone“ in einer ganz speziellen Version

Szene aus „Ödipus“ mit Raik Woitha (r.), der auch Regie führt, und Jannik Benthien Foto: Pietschmann

BARMBEK Zum Beginn des Jahres 2023 hat sich die Volksspielbühne Thalia etwas Besonderes ausgedacht. Zurückgegriffen wurde auf zwei Theaterdarbietungen, für welche der Begriff „Klassiker“ eigentlich vollkommen untertrieben ist – schließlich fanden die Uraufführungen von „Ödipus“ und „Antigone“ aus der Feder von Sophokles mehrere hundert Jahre vor unserer Zeitrechnung statt.

Selbstverständlich besteht das Besondere aber nicht im Alter der Werke: Für die Aufführungsabende liefert der bekannte Kabarettist, Liedermacher und Schauspieler Bodo Wartke die Vorlage für eine mehr als denkwürdige Neufassung des Stoffs. Herausgekommen ist ein hervorragendes Kabarett in Reimform. Bei Bodo Wartke werden aus den antiken Dramen kurzweilige, verständliche und intelligent präsentierte Theaterstücke.

Der Theaterabend startet furios: Mit nur wenigen Requisiten und rasanten Rollenwechseln erzählen die Schauspielerinnen und Schauspieler die Geschichte des Ödipus, der unwissend seinen eigenen Vater tötet und später – als Belohnung dafür, dass er Theben von der Sphinx befreit – seine eigene Mutter zur Ehefrau erhält. Diese Bühnenfassung des König Ödipus bietet einen barrierefreien und somit äußerst einfachen Einstieg in den zu Recht berühmten Sagenstoff. Komödie und Tragödie werden zu einem unvergesslichen ersten Teil des Theaterabends zusammengeführt. Die Schauspielcrew unter der Regie von Raik Woitha reimt, rappt, steppt, was das Zeug hält und sorgt so für eine humorvolle und zugleich glaubhafte Adaption des auch heute noch brisanten Stoffes.

Nach einer halben Stunde Pause geht es anschließend mit der Fortsetzungsgeschichte „Antigone“ (ebenfalls nach Sophokles) weiter. Und auch hier hat Bodo Wartke selbstverständlich seine persönliche Handschrift mit einfließen lassen. Auch im zweiten Teil des Abends findet eine Aufführung mit rasanten Rollenwechseln und wenigen Requisiten statt. Die zeitgemäße Interpretation widmet sich nicht nur in aller Tiefe der Geschichte von Ödipus‘ ältester Tochter, sondern bezieht auch die Vorgeschichte mit ein, die Sophokles in Ödipus auf Kolonos erzählt. Mit allem Respekt und doch humorvoll nähern sich die Macher des Stücks ihrer Antigone, ohne dem Stück die Tragik zu nehmen.

„Ödipus“ und „Antigone“, Do–So, 12.–15. Januar, 19.30/18 Uhr, Tickets: 8–15 Euro, Theater an der Marschnerstraße 46, T 602 32 83, www.thalia-hamburg.de

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