3. Dezember 2022
Barmbek

Der Lichtblick in schwierigen Zeiten

Andere Umstände hilft jungen Müttern

Karin Böhnke und Birthe Ehlers beraten junge schwangere Frauen Fotos: Grell

BARMBEK Gerade besonders junge Mütter stehen oft vor einem riesigen Berg an Problemen. Da kann die neue Einrichtung „Andere Umstände“ helfen.

Aus Angst oder Scham vor der Reaktion der Familien und Freunde, vertrauen sich nicht alle jungen Mütter gleich ihren Eltern an und wissen dann erst einmal nicht, wie es nun weitergehen soll. Junge Frauen im Alter von 16 bis 23 Jahren können sich deshalb bei der Einrichtung „Andere Umstände“ in Barmbek-Süd beraten lassen und das auf Wunsch auch anonym.

„Wir sind so etwas wie ein kleines Boot, das gemeinsam mit den Frauen weiter voranschippert“, beschreibt Familienhebamme Birthe Ehlers die Unterstützung, die Schwangere oder junge Mütter hier bekommen können, wenn sie aus Barmbek-Süd oder dem direkten Umkreis stammen, auf Wohnungssuche sind, Hilfe bei Behördengängen und dem Ausfüllen von Formularen benötigen oder andere jugendliche Schwangere kennenlernen möchten.

Das Team bei „Andere Umstände“, das sich selbst als Lotsen in turbulenten Zeiten sieht, bietet kompetente Beratung während und nach der Schwangerschaft, Unterstützung bei der Suche nach einer geeigneten Wohnung, die Begleitung bei Arztbesuchen, Hilfe mit den Ämtern und eine allgemeine Sozialberatung für alle finanziellen Fragen. Für Schwangere und junge Mütter ab 18 Jahren, die zurzeit keine eigene Wohnung haben, steht auch eine Gästewohnung mit 65 Quadratmetern in der Nähe der Einrichtung an der Vogelweide bereit, die im Notfall genutzt werden kann.

„Plötzlich schwanger“

Gegründet wurde das Projekt bereits 2003 und seitdem konnte vielen jungen Frauen der Weg durch die Schwangerschaft mit der Unterstützung des Vereins ein wenig erleichtert werden. „Es gibt auch Schwangere, die erst kurz vor der Entbindung zu uns kommen“, erzählt Karin Böhnke, die weiß, dass unterschiedlichste Faktoren zu einer Schwangerschaft in jungen Jahren führen kann. Obwohl die meisten Mädchen heute ausreichende Infos über Sexualität bekommen können, würden es nicht alle mit der Verhütung so ernst nehmen oder aufgrund der eigenen prekären Lebensbedingung in einem Kind insgeheim ein Stück eigener Familie herbeisehnen.

„Die wenigsten, die zu uns kommen, denken noch über einen Abbruch der Schwangerschaft oder die Möglichkeit einer Adoption nach“, betont Böhnke. Die meisten seien zwar von der plötzlichen Schwangerschaft ziemlich überrumpelt worden, aber jetzt fest entschlossen, das Baby zu bekommen.
„Leider sind die Väter oft nicht mit im Boot“, beschreibt Böhnke die Realität, die den jugendlichen Müttern die Lage noch einmal schwerer macht: „Frauen, die zu uns kommen, haben den ersten Schritt, sich Hilfe zu holen, geschafft und gehen ihren Weg nicht mehr allein.“ Wichtig sei vor Allem, sich nicht verlassen zu fühlen und sich jemandem anvertrauen zu können.

Di + Do, 10–12 Uhr, Sozialpädagogische Beratung; Mi. 10–12 Uhr, Familienhebamme Vogelweide 34, T 209 482 22 andereumstaende@gmx.de, www.au-hamburg.de

Ein kleiner Fundus an Baby-kleidung wird als Spende an die Mütter weitergegeben

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