BARMBEK Kritik am Denkmal für den ehemaligen Chefarzt der Frauenklinik Finkenau, Julius Fressel, wurde bereits mehrfach laut – in jüngster Vergangenheit auch ganz handgreiflich: Unbekannte hatten den rund zwei Meter hohen Stein auf dem früheren Klinikgelände, heute Sitz des HAW Kunst- und Mediencampus, mit roter Farbe beschmiert und in großen Lettern „Nazi“ hinzugesetzt (das Wochenblatt berichtete).
Der Gedenkstein für Fressel, der 1933 das „Bekenntnis der deutschen Professoren zu Adolf Hitler“ unterzeichnete, wurde inzwischen gereinigt, und dabei auch das erst im Jahr zuvor installierte Schild mit Erläuterungen zum Arzt und zur Klinik überarbeitet.
Im Nationalsozialismus wurden in Finkenau hunderte von Frauen auf Grundlage des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ gegen ihren Willen sterilisiert. An 545 polnischen und sowjetischen Zwangsarbeiterinnen wurden Zwangsabtreibungen vorgenommen. Neugeborene Kinder von Zwangsarbeiterinnen wurden durch systematische Vernachlässigung getötet, wie die Tafel am Fuße des Gedenksteins erläutert.
Für diese dringend notwendige Ergänzung zum Denkmal hat sich Parsifal von Pallandt, Anwohner im Bezirk Nord, anhaltend stark gemacht, und erst nachdem das Thema auf Bezirksebene jahrelang diskutiert worden war, hatte die Sprinkenhof AG als Eigentümerin des Gebäudes das Schild mit dem von der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte verfassten Text am Fuße des Steins aufstellen lassen. Neu ist jetzt der Zusatz: „Die Parteinahme von Prof. Dr. Julius Fressel für das NS-Regime führte 2014 zur Umbenennung der Julius-Fressel-Straße in Dorothea-Bernstein-Weg.“ Dieser befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Gedenkstein.
Langes Warten
Außerdem wurde der Name des Hamburger Oberbaudirektors Fritz Schumacher korrigiert. Parsifal von Pallandt stellt fest: „Schön, dass die angemahnten Ergänzungstexte nun ausgeführt wurden. Ob man es dem Rechtschreibfehler auf der vormaligen Tafel oder den Aktivisten zu verdanken hat, ist dann unwichtig geworden. Besser wäre es aber gewesen, wenn ich auf die Umsetzung durch das Bezirksamt Hamburg-Nord nicht zehn Jahre hätte warten müssen.“