HAMBURG Als bislang wärmstes Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung geht 2020 mit einer durchschnittlichen Temperatur von 10,81 Grad Celsius in die Geschichte ein. Dieses Ergebnis einer durch die Hamburger Umweltbehörde durchgeführten Auswertung mit Messdaten des Deutschen Wetterdienstes entspricht den privaten Messungen von Oliver Behn aus Niendorf.
Bereits seit 2005 misst der Hobby-Meteorologe mit einer, wie er selbst sagt „semi-professionellen privaten Wetterstation“ auf der heimischen Terrasse und dem Dach die Wetterdaten für seinen Stadtteil. Mit seiner ermittelten Jahres-Durchschnittstemperatur von 10,80 kommt er erstaunlich nah an die offiziellen Messergebnisse heran und bestätigt: „2020 war bislang Niendorfs wärmstes Jahr.“ Mit Ausnahme von Mai und Juni seien alle Monate wärmer als das durchschnittliche Mittel gewesen.
Ins Auge fallen vor allem der Januar und Februar: In den beiden Monaten war es um rund 5 Grad wärmer als in den Vorjahren. Die kälteste Temperatur mit minus 4,2 Grad hat Behn erst am 31. März gemessen. Besonders auffällig: „Es gab 2020 nicht einen einzigen Eistag, an dem die 0 Grad-Grenze innerhalb von 24 Stunden nicht überschritten wurde.“ Während seiner 15-jährigen Aufzeichnungszeit sei das noch nicht vorgekommen.
Andersherum habe die Anzahl der heißen Tage mit Höchsttemperaturen über 30 Grad in den letzten drei Jahren deutlich zugenommen, so Behn. Letztes Jahr hat seine Station 14 heiße sowie 34 Sommertage (über 25 Grad) erfasst – die meisten Tage davon während der langen Hitzewelle im August. Zum Vergleich: Die Wetterstation Fuhlsbüttel kam mit 13 heißen Tagen und 33 Sommertagen zu einem fast identischen Ergebnis. Den heißesten Tag erfasste Niendorfs Wetterstation am 10. August mit 33,4 Grad, der April war der sonnigste Monat. Dass seine Station insgesamt „nur“ gut 1320 Sonnenstunden gezählt hat und damit weniger als die vom Wetterdienst ermittelten 1847,76 Stunden, liege nicht etwa daran, dass die Sonne in Niendorf weniger scheint als im restlichen Hamburg, sondern wohl an einer großen schattenspendenden Linde im Garten. Diese könne das Ergebnis leicht verfälschen, mutmaßt der Wetterexperte schmunzelnd und berichtet weiter: „Regentechnisch war 2020 erneut ein sehr trockenes Jahr.“ Niederschlag gab es im Stadtteil an 164 Tagen mit insgesamt 540 Litern pro m². Die meisten Monate lagen dabei weit unter dem langjährigen offiziellen Mittel, einzig im Februar habe es überdurchschnittlich viel geregnet. Besonders trocken waren der November und April.
731 Tage ohne Dauerfrost
Seit zwei Jahren hat Hamburg keinen Tag mit Dauerfrost erlebt. Das ergibt sich bei der Auswertung der Messdaten des Deutschen Wetterdienstes durch die Umweltbehörde. Umweltsenator Jens Kerstan: „Das zeigt, dass der Klimawandel in Hamburg im Alltag spürbar wird. Wir müssen jetzt die Maßnahmen im Hamburger Klimaplan entschlossen umsetzen und gleichzeitig damit beginnen, uns an die Folgen des Klimawandels
anzupassen.“