16. März 2023
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„Keine Versäumnisse bei Waffenkontrolle“

Amoktat: Suche nach einem Motiv geht weiter

Amok

Vor den Gebetsräumen der Zeugen Jehovas an der Deelböge legten viele Menschen Blumen zum Zeichen ihrer Trauer ab Foto: scoolzpixx

HAMBURG Die Amoktat von Alsterdorf, in deren Verlauf der 35-jährige Philipp F. sieben Menschen – darunter ein ungeborenes Kind – und sich selbst getötet hatte, beschäftigt die Behörden weiterhin intensiv. Derweil debattiert die Bundespolitik über eine mögliche Verschärf-ung des Waffenrechts.

Die Generalstaatsanwaltschaft hat die Ermittlungen an sich gezogen. Begründet wurde dies mit der Beziehung von Philipp F. zur Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas. F. war bis vor anderthalb Jahren dort Mitglied, dann im eigenen Interesse, aber nicht im Guten gegangen. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass F. aus Hass gegen diese Gemeinschaft gehandelt hatte.

Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer sagte, er sehe keine Verfehlungen seitens der Waffenbehörde. Sie habe nach Erhalt eines anonymen Hinweises auf eine mögliche psychische Erkrankung und Gefährlichkeit von Philipp F. im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten gehandelt und dabei keine Auffälligkeiten festgestellt. „Neun Menschen wurden bei der Tat verletzt“, sagte der stellvertretende Leiter des Hamburger Staatsschutzes, Uwe Stockmann. Sieben von ihnen hätten Schusswunden erlitten. Sieben der Verletzten wohnen in Hamburg, zwei in Schleswig-Holstein, so Stockmann. Noch immer befinden sich den Angaben nach sechs Verletzte im Krankenhaus, eine Person schwebte demnach bei Redaktionsschluss weiterhin in Lebensgefahr.

Der Täter hatte mehr als 100 Mal mit einer halbautomatischen Pistole geschossen. Seit dem 12. Dezember 2022 war er – als Sportschütze – laut Polizei im legalen Besitz dieser Waffe. Philipp F. war erst kürzlich von der Waffenbehörde aufgesucht worden. Diese hatte im Januar einen anonymen Hinweis auf eine mögliche psychische Erkrankung von F. erhalten. Der wurde daraufhin Anfang Februar von zwei Beamten der Waffenbehörde unangekündigt aufgesucht. Damals habe es nach Polizeiangaben keine relevanten Beanstandungen gegeben. Die gesamten Umstände hätten keinerlei Anhaltspunkte für die Beamten ergeben, „die auf eine psychische Erkrankung hätten hindeuten können“.

Zuletzt war Philipp F. als eine Art Unternehmensberater in Altona tätig. Auf seiner Homepage verlangte er für seine Dienste ein Tageshonorar von 250.000 Euro. Außerdem vertrieb er ein Buch, das er mit wirren religiösen Thesen unter anderem zum Holocaust selbst verfasst hatte und auf seiner Homepage als wichtigstes Werk neben der Bibel und dem Koran bezeichnete.

Faeser
Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Hamburgs Innensenator Andy Grote dankten
den Einsatzkräften vor Ort Foto: scoolzpixx

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