2. November 2021
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Cannabis-Konsum legalisieren?

Cannabis

Symbolfoto: thinkstock

HAMBURG Bayern lehnt alle Pläne zur Legalisierung von Cannabis ab. „Bei den Berliner Koalitionsverhandlungen sollte endlich auf die Warnungen von Experten gehört und auf gefährliche Drogen-Vorhaben verzichtet werden“, sagte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU). Das Wort „Entkriminalisierung“ möge zwar positiv klingen, es müsse aber verhindert werden, dass noch mehr Menschen Cannabis konsumierten.

Holetschek forderte die Spitzen von SPD, FDP und Grünen auf, Pläne für eine Legalisierung von Cannabis fallen zu lassen. „Der Genuss von Cannabis darf nicht verharmlost werden. Zu den Risiken zählen außer der Gefahr einer Abhängigkeitsentwicklung negative Auswirkungen auf das Gedächtnis sowie auf Lern- und Denkleistungen“, betonte er. Auch das Risiko für die Entwicklung einer psychotischen Erkrankung sowie weiterer psychiatrischer Erkrankungen sei erhöht.

Eine Legalisierung von Cannabis ist bei den Parteien umstritten. Im Sondierungspapier einer möglichen Koalition aus SPD, Grünen und FDP gab es dazu keine Angaben. FDP und Grüne sind für einen „Verkauf in lizenzierten Fachgeschäften“. Die SPD hingegen befürwortet eine „regulierte Abgabe“ an Erwachsene zunächst in Modellprojekten, die von Präventions- und Beratungsangeboten begleitet werden.

Auch der Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters, Rainer Thomasius, warnte eindringlich vor einer Legalisierung. Dieser Schritt würde psychische Störungen und gesundheitliche Probleme vor allem bei Jugendlichen verschärfen, sagte der Hamburger Professor: „Länder wie die USA, Kanada und Portugal, die Cannabis legalisiert haben, zeigen, dass der Konsum im Zusammenhang mit der Legalisierung um etwa 30 Prozent steigt und die damit verbundenen psychischen Störungen um etwa 25 Prozent höher liegen als in Staaten ohne Legalisierung.“

Indes befürworten gemäß einer aktuellen Umfrage der Handelskontor-News 59 Prozent der Bundesbürger den Cannabis-Einsatz als Arzneimittel, bei den Apothekern sind es 56,4 Prozent. Für eine Legalisierung jenseits des medizinischen Gebrauches sind nur 7,2 Prozent der Apotheker, allerdings knapp ein Drittel der Bürger.

Bereits gegenwärtig werden Cannabinoide in der Medizin angewendet. Die Genehmigungsquote bei Anfragen auf Kostenübernahme liegt bei etwa 60 Prozent.

Cannabis wird vor allem bei Patienten mit Schmerzen verschrieben. Bei Anwendung nach Indikation sind es hierbei 69 Prozent. Der zweitgrößte Posten fällt auf Patienten mit Spastiken, gefolgt von jenen mit Anorexie.

Jüngst ist wieder Bewegung in die gesellschaftliche und politische Debatte gekommen. Der Grund: der wahrscheinliche Regierungswechsel. Sowohl Bündnis90/DIE GRÜNEN als auch die FDP befürworten weitere Entkriminalisierungen. Auch die SPD scheint demgegenüber aufgeschlossener zu sein als CDU/CSU.

Und was meinen Sie? Sollte der Konsum von Cannabis legalisiert werden? Schreiben Sie uns Ihre Meinung an redaktion-wbv@funkemedien.de

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