8. Juni 2023
Hamburg

Wenn der Abschied am Anfang steht

Unsichtbare Eltern e.V. fängt Trauernde auf

Vorsitz

v. l.: Die beiden Vorsitzenden Birgit Berg und Sonja Fischer-Frost Fotos: Unsichtbare Eltern e.V.

HAMBURG Etwas, woran die meisten werdenden Eltern in der Vorfreude nicht zu denken wagen, ist, dass das eigene Baby im Mutterleib sterben und tot geboren werden könnte. Dieser Gedanke ist unvorstellbar schrecklich.

Aber solche „Sternenkinder“ kommen immer wieder zur Welt – bei einer so genannten „stillen Geburt“. Für alle Eltern, die das betrifft, oder für die, die hilflos dieser Situation im Freundes- oder Familienkreis gegenüberstehen gründete im vorigen Jahr Birgit Berg, Pastorin im Ruhestand, mit betroffenen Müttern und Vätern den Verein Unsichtbare Eltern e. V. in Volksdorf – ehrenamtlich und als gemeinnützig anerkannt.

Birgit Berg war als Pastorin bis April 2022 im Kirchenkreis-Hamburg-Ost im Friedhofspfarramt und davor viele Jahre im AK-Barmbek als Krankenhausseelsorgerin im Bereich Geburtszentrum, Pränatal-Ambulanz und Neonatologie tätig. „In der Arbeit für das Friedhofspfarramt kamen diese Verluste auch häufig bei mir an und aus den zehn Jahren davor in der Asklepios Klinik ist mir mein Engagement geblieben, durch Angebote von Fortbildungen für Mitarbeitende in Geburtszentren und dem Verteilen des Flyers ‚Erste Hilfe – Still geboren‘ die Situation für Eltern in diesen Verlusten zu verbessern“, erklärt die 68-Jährige ihren Einsatz. Gemeinsam mit Sonja Fischer-Frost hat sie den Vorsitz des Vereins übernommen.

„Ich begleitete immer wieder Eltern, bestatte die ganz Kleinen und habe dabei einen Trauma-therapeutischen Blick für das, was helfen und stärken kann, erlernt. Seit über 20 Jahren setze ich mich zusammen mit Müttern und Väter mit den schweren Verlusten ein, wenn Kinder in der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt sterben. Auf diesem Weg ist durch Mütter und Väter der Begriff ‚Unsichtbare Eltern‘ entstanden“, so Birgit Berg. Denn wenn Kinder in der Schwangerschaft sterben, seien diese Kinder für die Außenwelt meist nicht sichtbar und die Eltern würden als solche oft nicht wahrgenommen, sind also unsichtbare Mütter und Väter. Mit Veranstaltungen zum Gedenken, Veröffentlichungen und dem Flyer ‚Erste Hilfe – Still geboren‘, den die Vereinsmitglieder in Krankenhäusern verteilen, wollen sie informieren und stärken.

Am Sonntag, 11. Juni, 11 Uhr, lädt der Verein in die Rogatekirche, Wildschwanbrook 5, zu einem Gedenk-gottesdienst für früh verstorbene Kinder ein. Mütter und Väter sprechen, geben Klage und Trauer Raum, aber auch der Liebe und Erinnerung.

www.unsichtbare-eltern.de, Rockenhof 1, info@unsichtbare-eltern.de

Auch interessant