7. Juli 2022
Hamburg

Weil Leuchtreklame auf die Nerven geht…

...gründet sich die Initiative Hamburg Werbefrei

Sammlung

Hamburg Werbefrei sammelt derzeit Unterschriften für die erste Stufe eines Volksentscheids Foto: Gabriel/wb

HAMBURG Ein großformatiges Display neben dem anderen, an jeder Ecke blinken uns Werbebotschaften entgegen, die Lifestyle-Artikel großer Konzerne anpreisen: So sieht es mittlerweile in der City aus.

Seit 2010 hat sich in Hamburg die Anzahl der Werbeanlagen auf öffentlichem Grund vervierfacht. Und es wird immer weiter digitalisiert. An den bewegten Inhalten lässt es sich nicht mehr vorbeischauen, man findet keinen freien Blick, keinen ruhigen Ort für seine Augen mehr… Da fragt man sich schon mal: Ist das alternativlos? Oder geht es auch anders?

Es geht, findet Martin Weise (37), einer der Initiator/-innen von Hamburg Werbefrei. Gemeinsam mit einer bislang noch überschaubaren Gruppe von Gleichgesinnten setzt er sich für die Eindämmung der Werbung im öffentlichen Raum ein. Sein Hauptanliegen ist eine lebens- und liebenswertere Stadt: „Eine reduzierte Werbeflut macht unsere Metropole einfach schöner“, argumentiert Weise. „Die Lebensqualität wird deutlich erhöht, man hat mehr Lust zu verweilen, sich mal auf eine Bank zu setzen und den Blick schweifen zu lassen“.

Dabei müsse die Werbung ja nicht ganz aus dem Stadtbild verschwinden. „Sie gehört nun einmal zum Leben“, so der Pflegeassistent, „Doch ein kleinerer, bunter Mix aus Unternehmens- und Kulturwerbung, der temporär angeleuchtet statt dauerhaft hinterleuchtet wird, wäre einfach die bessere Wahl.“

Hamburg Werbefrei setzt auf den gesamtgesellschaftlichen Nutzen, der die wirtschaftlichen Einbußen um ein Vielfaches übersteigen dürfte. Grund dafür ist nicht nur die gesteigerte Aufenthaltsqualität. Die Initiative führt noch weitere Argumente an, und die sind durchaus messbar.

Denn Werbung lenkt ab: „Es gibt Studien, die dies beweisen“, erklärt Martin Weise. Was vom Werbetreibenden erwünscht ist, nämlich das Hinsehen um jeden Preis, kann zu Unfällen beitragen. Hinzu kommt die – ebenfalls nachgewiesene – Wirkung der grellen Displays auf die Tierwelt. Insekten und Vögel werden dadurch in ihrem Lebensrhythmus beeinträchtigt. Last but not least: Große, hinterleuchtete Werbetafeln verbrauchen jede Menge Energie und Ressourcen.

Mehr auf www.hamburg-werbefrei.de

Plakat
Martin Weise bei der Unterschriftensammlung Fots: Gabriel/wb

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