1. April 2020
Hamburg

Schüler lernen jetzt online zu Hause

Herausforderung auch für Lehrer und Eltern

Online

Immer um 9 Uhr schaltet Ignaz Spieß von der Stadtteilschule Öjendorf den PC ein und nimmt Kontakt zu den Schülern auf. Routine ist jetzt wichtig Foto: Grell

HAMBURG An Hamburger Schulen sind die Stühle hochgestellt, und so schnell wird sich daran auch nichts ändern. Wann der normale Schulbetrieb wieder starten kann, hängt von dem Verlauf der Pandemie ab. Trotzdem sollen Schüler weiter etwas lernen.

Auch Etienne Kopitzke (12), der die sechste Klasse eines Gymnasiums besucht, sitzt jetzt allein zu Hause vor seinen Büchern und erledigt die Matheaufgaben, die ihm zugeschickt werden. „Das ist natürlich nicht immer so richtig interessant, hier allein in meinem Zimmer zu sitzen, aber anders geht es ja zurzeit nicht“, bedauert Etienne, der vor allem das Zusammensein mit seinen Klassenkameraden vermisst.

An der Stadtteilschule Öjendorf findet der Unterricht ebenfalls weitestgehend digital statt. Um auch in Zeiten von Corona einen geregelten Tagesablauf beizubehalten und nicht aus dem Rhythmus zu geraten, verabredet sich Klassenlehrer Ignaz Spieß jeden Morgen mit seiner neunten Klasse vor dem Rechner, um den Kontakt zu halten. „Es kommt schon mal vor, dass dann eine Kamera ausgestellt bleibt, weil der Schüler noch im Schlafanzug ist“, schmunzelt Spieß.

Wichtig sei ihm einmal kurz zu prüfen, ob es jedem Schüler gut gehe. Nicht nur das Lernen sei jetzt zu einer besonderen Herausforderung geworden, sondern auch der Umgang in der Familie. Viele von ihnen seien nun den ganzen Tag über zusammen, da „können ganz andere Konflikte entstehen“. Wer nicht mehr weiß, was er mit sich selber anfangen soll, der kann sich in Öjendorf an die Verbindungslehrer wenden.

Zusammenrücken

Zwischen Eltern in Homeoffice und lernenden Schülern, krabbelnden Kleinkindern und kläffenden Hunden entstehen in dieser Krise völlig neue Situationen. „Wir sind es nicht gewohnt, so viel Zeit zusammen zu verbringen und uns als Familie auseinanderzusetzen“, betont auch Diplom-Psychologin Jasmin Heinrich (49). Wichtig sei es deshalb, klare Strukturen und einen festen Stundenplan einzuhalten. „Es sollte Lernzeiten und Momente für Freizeit geben“, so Heinrich, die auch für Alleinerziehende mit kleinen Kindern eine besondere Herausforderung sieht. Andererseits sei diese Zeit aber auch eine Chance, wieder enger zusammenzurücken, sich mit der Familie zu beschäftigen und Dinge zu erledigen, die man schon lange aufgeschoben hat.

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