HAMBURG Vor ein paar Jahren hat er alles auf eine Karte gesetzt, um den Ärmsten der Armen in der autonomen Region Kurdistan im Nordirak zu helfen. Kindern, die im Völkermord des selbst ernannten „Islamischen Staats“ (IS) gegen die ethnische Minderheit der Jesiden ihre Eltern verloren haben.
Paruar Bako hat sein Studium abgebrochen und sein Gespartes investiert, um Waisen und Halbwaisen Schutz zu bieten, die ohne ausreichende Kleidung sind, ohne Hygiene, ohne Bildung. Ohne Liebe. Ohne Perspektive.
Der heute 26-Jährige war vor 25 Jahren mit seinen Eltern und dem älteren Bruder von Khanke am Tigris über Syrien nach Deutschland gekommen. In Osnabrück studierte Paruar ein paar Semester Wirtschaftsrecht, bevor er nach Hamburg zog, für ihn die „Stadt der Zukunft“.
Am 3. August 2014 erfuhr Paruar von dem grauenhaften Anschlag in Sindschar im Nordirak. Initialzündung für ihn, Menschen in Not zu unterstützen. In Khanke hatten mehr als 100.000 Menschen Zuflucht gesucht. „In all dem Chaos stand ein fünfjähriges Mädchen ganz allein an einer Essensausgabe“, erinnert sich Paruar: „Es erzählte mir, dass die Mutter verschleppt und der Vater erschossen seien. Daraufhin lud ich Videos hoch, um auf das Elend aufmerksam zu machen. Doch nichts geschah. Da wusste ich, was fehlte: eine Brücke. Zwischen Menschen in Deutschland, die helfen wollen, und Menschen in Kurdistan, die Hilfe benötigen.“
Unpolitisch, unabhängig
Mit „Our Bridge e.V.“ gründet der deutsch-kurdische Student eine unpolitische, religiös unabhängige Hilfsorganisation, die sich für Schutz, Unterbringung und Schulbildung von Vollwaisen, Halbwaisen und Kindern mit Behinderungen in den Krisengebieten des Nordirak einsetzt. Aus den Erlösen eines Konzerts in Berlin, Spenden und eigenem Geld baute er 2017 das Waisenhaus Harman in Khanke: „21 Waisen und fünf Witwen haben dort eine Heimat gefunden.“ Nach dem Besuch von Staatsministerin Theresa Schopper 2019 unterstützt das Land Baden-Württemberg das Kinderzentrum von Our Bridge. Später besuchte Annalena Baerbock als Grünen-Bundestagsabgeordnete das Waisenhaus. Im selben Jahr wird Unternehmer Klaus Bolz aus Regensburg wichtigster Sponsor.
Inzwischen ist aus dem Waisenhaus eine Schule geworden, da verschiedene Länder die Kinder aufgenommen haben. „Als langfristige Lösung bieten wir Computerkurse, Kunst, Sport, eine warme Mahlzeit. Die Traumatisierten können bei uns duschen, werden eingekleidet und für viele Stunden Leid und Elend im Lager vergessen.“
Beim Corona-Ausbruch musste die Schule schließen. „Doch wir leisten Nothilfe. Im Gebäude sind Betten für den Fall von Erkrankungen aufgebaut. In den UN-Camps klären wir über die Hygieneregeln auf und versorgen geflüchtete Familien mit Hygienepaketen und Essen. Witwen haben bereits mehr als 40.000 Mundschutzmasken genäht, mit denen wir Kinder, Polizisten, Ärzte versorgen.“ Doch es fehlt an medizinischem Material und an Schutzausrüstung. Dafür werden Spenden benötigt. Und man kann Pate eines Waisenkindes werden und damit für dessen Schutz in der Corona-Krise sorgen.
www.ourbridge.de, Spendenkonto: Landessparkasse zu Oldenburg, IBAN: DE77 28050100 0091247536 BIC: SLZODE22XXX, Verwendungszweck: Hamburger Brücke