9. Januar 2021
Hamburg

Nachhaltige Mode made in Barmbek

Jugendbildung startet erfolgsversprechendes Projekt

Mode

Prof. Dr. Frank Elster (v.l.), Aylin Can und Schneiderin Katarzyna Jazdzewska sind stolz auf die erste „Measure.Me“-Kollektion Foto: Ralf Ziegenhagen

BARMBEK Mode muss trendy und stylisch sein. Mode darf auch nicht besonders kostspielig sein und durch eine soziale Ader pulsieren. Geht nicht zusammen? Doch – in Barmbek!

Hinter den Mauern eines Teils der ehemaligen Werkzeugmaschinenfabrik „Heidenreich & Harbeck“ – in den 1950er-Jahren mit mehr als 2000 Beschäftigten Barmbeks größter Arbeitgeber – „lebt“ und produziert jetzt das Modelabel „Measure.Me“, ein Schneidereiprojekt der Jugendbildung Hamburg gGmbH am Wiesendamm. „Wir müssen aus unserer Komfortzone raus und gemeinsam den Markt verändern“, glaubt Aylin Can und führt ihre Kritik an der Modeindustrie aus: „Unbedachtes Wegwerfen, schnelles Nachkaufen – dazu Missstände in den Billiglohnländern und der Umgang mit der Natur. Wir machen das anders“, sagt die 32-jährige studierte Modedesignerin und pädagogische Mitarbeiterin in der Jugendbildung.

Von Hand gefertigte, faire, nachhaltige unisex-Mode mit durchdachten Details sowie ethische Arbeitsplätze für junge Menschen mit Berufseinstiegsschwierigkeiten und Langzeitarbeitslose, zusätzlich die Qualität und das Design im Blick – das ist „Measure.Me“. „Teuer ist nicht automatisch fair – aber Qualität und Engagement haben ihren Preis“, erklärt Aylin Can und erklärt: „Wir kaufen unbewusst immer schneller immer mehr neue Kleidungsstücke. Es kommt auf Verzicht an. Kleidung muss wieder lange getragen werden. Dann ist es auch bezahlbar.“

Nachhaltig

Die Kleidungsstücke, die durch maximal vier Hände gehen, werden ausschließlich von Hand zugeschnitten. Verschnitt wird so fast vermieden oder erneut für kleine und kleinste Teile genutzt. Die verarbeiteten Stoffe sind aus nachhaltigen Quellen bezogen oder hochwertige Spenden der Modeindustrie – und entgehen so neuwertig dem Müll.

Ein Team von aktuell vier Mitarbeiter/innen und drei Praktikant/-innen hat unter der Moderation von Aylin Can die ersten fünf Kollektionsteile gemeinsam entwickelt. Da ist von der Atemschutzmaske für 9,90 Euro bis zum Regenmantel (250 Euro) alles dabei. Die Ware wird nur über den eigenen Online-Shop.

Prof. Dr. Frank Elster, Geschäftsführer der Jugendbildung Hamburg, war von dem Konzept des Labels schnell begeistert. Mit Blick auf das Projekt sagt er: „Ich bin schon ein wenig stolz, dass wir in der Jugendbildung so ein tolles Projekt auf die Beine gestellt haben.“

Den Shop findet man unter measureme.shop. Weitere Infos unter www.jugendbildung-hamburg.de

Unisex-Schnitte
unisex-Schnitte sind bei „Measure.Me“ Programm – hier der Regenmantel
Foto: measure.me

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