1. Juni 2023
Hamburg

Legale Cannabis-Clubs kontrollierbar?

Hamburgs Polizei geht auf dem Zahnfleisch

Cannabis

Jan Reinecke (l.), Landesvorsitzender des Bund Deutscher Kriminalbeamter in Hamburg, und Autor Ben Westphal, eigentlich Drogenfahnder beim Hamburger Landeskriminalamt LKA, geben Einblicke in den Rauschgiftschmuggel Foto: Dagmar Gehm

HAMBURG Kontrollierte Abgabe von Cannabis? Das vom Bundeskabinett beschlossene Eckpunktepapier ist umstritten. Kräfte von Polizei und Zoll lehnen einen entsprechenden Gesetzentwurf ab. Schon jetzt stoßen sie an ihre Grenzen, insbesondere im Hinblick auf die organisierte Kriminalität im Hamburger Hafen.

Einblicke geben Jan Reinecke, Landesvorsitzender des Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) in Hamburg, und Autor Ben Westphal, Drogenfahnder beim Hamburger Landeskriminalamt LKA.

„Die Polizei Hamburg geht bereits auf dem Zahnfleisch, was die Kontrolle von Besitz, Handel und Anbau von Cannabis betrifft“, sagt Reinecke. „Wer soll dann noch die als Cannabis-Clubs bezeichneten Vereine kontrollieren?“

Ben Westphal macht eine erschreckende Rechnung auf: Wer zwischen 18 und 21 Jahre alt ist, dürfte nach dem Gesetz 30 Gramm pro Monat legal konsumieren, das reicht für sieben Joints jeden Tag. Bei Erwachsenen summieren sich bei Abgabe von 50 Gramm die Joints sogar auf 350 pro Monat. Ein Verein darf 500 Mitglieder haben. Macht im Monat 25 Kilogramm Marihuana. „Was nicht konsumiert wird, könnte an minderjährige Freunde abgeben werden. Wer kontrolliert das? Wo ist der Jugendschutz?“

„Die faktische Legalisierung durch die geplanten Cannabis-Clubs ist äußerst undurchdacht“, findet auch der BDK-Chef. „In Deutschland werden jährlich schätzungsweise 100 Milliarden aus Straftaten erlangte Euro gewaschen. Ein Großteil dieses Geldes entstammt dem illegalen Handel von Cannabis.“

Ohnehin gilt Hamburg schon jetzt als Hotspot für die Rauschgiftkartelle, die den offenen Hafen als Einfalltor für Kokain aus Südamerika nutzen. „Die immer stärker wachsende Zahl von Sicherstellungen an Kokain und die immer größer werdenden Mengen brachten mich auf die Idee, sie als Hauptthema in meinem dritten Buch „Elbe – Hafen – Bulle“ zu verankern“, sagt Westphal. Besonders leicht macht es den Schmugglern der Hamburger Hafen. Reinecke: „Für die Sicherheit werden dort auch ehemalige Täter aus dem Rauschgiftbereich beschäftigt oder Freigänger aus dem offenen Strafvollzug. Gegen Geld gucken die schon mal weg oder teilen Drogenhändlern den Standort von Containern mit, in denen eingeschmuggeltes Rauschgift lagert.“

„Ein Kilo Marihuana kostet 4.000 Euro im Einkauf. Wird das Gramm für 10 Euro verkauft, liegt der Gewinn bei 6.000 Euro pro Kilo. Schon jetzt schmieden die Kartelle Pläne, die Überproduktion der Cannabis-Clubs zu nutzen und damit den Schwarzmarkt zu fluten“, befürchten die Beamten.

Buch
Ben Westphals dritter Krimi „Elbe Hafen Bulle“ ist bei Emons erschienen, hat 336 Seiten und kostet 14,00 Euro, ISBN 978-3-7408-1787-9

Auch interessant