4. Januar 2023
Hamburg

Herr Holm geht in Pension

Polizeipräsident verabschiedet den Kultpolizisten mit einer Urkunde

Herr Holm

Von Polizeipräsident Ralf Martin Meyer erhält Dirk Bielefeldt zum Abschied seine Ernennungsurkunde zum Pensionär Foto: Dagmar Gehm

HAMBURG Noch einmal setzt er seinen „blöden Blick“ auf, wie er den unnachahmlichen Gesichtsausdruck selbst beschreibt. Dann wird Kultpolizist Herr Holm von Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer in den Ruhestand verabschiedet.

In der Davidwache, direkt neben dem St. Pauli Theater, wo Dirk Bielefeldt, wie er mit richtigem Namen heißt, als schrulliger Polizist gut 600 Vorstellungen gab, erhält der Ehrenkommissar eine Urkunde mit dem Inhalt: „Der Polizeipräsident ernennt Herrn Holm zum Pensionär.“

Der 65-jährige Vater von zwei Kindern lebt mit seiner Frau in Blankenese. Nach dem Studium der Soziologie und Philosophie an der Uni Hamburg begann er eine Schauspielausbildung in Paris. 1991 trat er im Straßentheater zum ersten Mal als Polizist auf: „Der Beamte für Öffentlichkeitsarbeit bei der Polizei Hamburg gab mir eine Uniform. Doch das Tragen in der Öffentlichkeit ist eine Straftat. Prompt wurde ich vorläufig festgenommen.“

Trotzdem landete Herr Holm in Polizeiuniform auf der Bühne: „Ab dann war klar, dass Herr Holm kein richtiger Polizist ist.“ Irgendwann wechselte die Uniform von grün auf blau, immer neue Sketche kamen dazu. Langweilig wurde es nie. „Wenn man einen Polizisten nur als Klischee darstellt, ist die Geschichte schnell auserzählt. Deswegen habe ich gezeigt, dass er ein Mensch mit viel Tiefe ist und unabhängig von Ordnungsversessenheit und Lehrmeisterhaftigkeit Gefühle zeigt.“

Ein letzter Auftritt

Bald wurde er durch Auftritte in TV-Shows bundesweit bekannt. Doch ohne Dienstmütze und spießiger Brille erkennt Dirk Bielefeldt kaum jemand: „Die Uniform als Maske macht wahnsinnig viel aus. Dahinter konnte ich mich gut verstecken.“

Trotzdem verabschiedet er sich jetzt von der Figur des Polizeibeamten Herr Holm: „Wenn man noch ein paar Dinge im Leben verwirklichen möchte, muss man auch mal ein Kapitel schließen. Vielleicht werde ich erstmal ein Buch schreiben – einen Roman, Kurzgeschichten.“

Schwer fällt ihm der Abschied von der Bühne dennoch. Am 26. Oktober gab der Komiker im St. Pauli Theater seine letzte Vorstellung. „Als das Licht dann wieder anging und ich in dieses wahnsinnig schöne Parkett und in die Logen schaute, zu wissen, dass die Ära des Herrn Holm vorbei ist, das war schon sehr ergreifend. Ich blicke auf eine tolle Zeit zurück. Es war viel mehr, als ich mir je erträumt hatte.“ Ein letztes Mal wird Dirk Bielefeldt den etwas aus der Zeit gefallenen Polizisten spielen: Am 27. Januar in der KulturBäckerei in Lüneburg.

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