HAMBURG Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Auch das Mentoring-Programm der gemeinnützigen Organisation KinderHelden läuft derzeit anders als gewohnt. Die Kontaktbegrenzung ist vor allem für Grundschüler keine einfache Situation.
Für sie heißt es Homeschooling mit Mama oder Papa, wenn es gut läuft. In vielen Fällen können die Eltern ihrem Kind den Lehrer oder die Lehrerin nicht ersetzen. Umso schöner, wenn die Kinder einen Mentor an ihrer Seite haben. Einen Ansprechpartner, Zuhörer, Ratgeber und Unterstützer, einen KinderHelden. Eine solche KinderHeldin ist Janina für die neunjährige Erza.
Die 24-jährige Janina sitzt zu Hause in ihrem Wohnzimmer, hält ihr Handy vor den Mund und hat das Buch „Der Räuber Hotzenplotz“ von Ottfried Preußler auf dem Schoß liegen. Sie liest gerade die ersten Seiten des zweiten Kapitels für ihren Schützling Erza besonders lebhaft ein. Per Sprachnachricht geht das Vorgelesene dann an Erzas Mutter, die die Nachricht Erza vorspielt. Daraufhin ist Erza mit der nächsten Seite dran. Sobald sie Schwierigkeiten hat oder ein Wort nicht kennt, ruft sie Janina an.
„Es ist schade, dass sich die Tandems derzeit nicht treffen können. Aber sie sind sich trotzdem nahe“, sagt Katrin Pum, Mentoring-Beraterin bei den KinderHelden.
Janina und Erza treffen sich sonst einmal pro Woche an der Grundschule Sterntalerstraße in Horn und verbringen für ein paar Stunden gemeinsam Zeit, spielen, basteln und lesen. Sie waren auch schon gemeinsam in der Bücherhalle oder im Tropenaquarium.
1:1 Förderung
Seit Dezember sind die beiden ein sogenanntes Lesetandem der gemeinnützigen und spendenfinanzierten Organisation KinderHelden. Das Projekt setzt auf eine gezielte 1:1 Förderung durch Mentoring. Kindern mit erschwerten Startbedingungen wird eine Art Patenschaft auf Zeit vermittelt.
„In Zeiten von Corona und auch nach der Krise brauchen uns die Kinder, die von jeher schon Schwierigkeiten in der Grundschule haben, stärker denn je“, sagt Katrin Pum: „Wenn die Schule wieder losgeht, besteht auch hier die Gefahr, dass die Schere weiter auseinandergeht – zwischen den Kindern, die sich in diesen Wochen weiterbilden konnten und denen, die keine Unterstützung hatten.“
Janina und Erza sind in kürzester Zeit ein richtiges Team geworden und auch ein Beispiel dafür, dass Mentoring auch digital beziehungsweise telefonisch funktioniert. Beide freuen sich schon auf das Wiedersehen.
Wer sich vorstellen kann, ein Kind als Lern,- Lese-, und Freizeitbegleiter zu unterstützen, meldet sich online unter www.kinderhelden.info