30. Oktober 2021
Hamburg

Gaspreis-Explosion

Steuern und Abgaben für alle runter?

Preis

Foto: GettyImages

HAMBURG Die steigenden Energiepreise sind ein zentraler Grund für die derzeit höchste Inflationsrate seit Jahrzehnten. Im ersten Halbjahr mussten Privathaushalte für Strom und Gas jeweils 4,7 Prozent mehr bezahlen als im zweiten Halbjahr 2020. Und es wird noch teurer. Im Großhandel kostet Gas derzeit teilweise mehr als 70 Euro pro Megawattstunde. In der Corona-Krise lag der Preis zeitweise noch bei fünf Euro.

Für Privathaushalte berechnet sich der monatliche Gaspreis aus drei Faktoren: den Beschaffungskosten, den Entgelten für die Netznutzung sowie den Steuern und Abgaben. Je nach Datenquelle und dem zugrunde gelegten Verbrauch fällt der Anteil dieser drei Faktoren etwas unterschiedlich aus. Laut Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt machten die Beschaffungskosten im vergangenen Jahr gut 49 Prozent des Gesamtpreises aus, die Steuern 24,6 Prozent und die Netzentgelte 23,3 Prozent – zuzüglich kleiner Anteile für die Kosten von Messungen/Messstellen und für die Konzessionsabgabe.

Bei den Steuern und Abgaben erhebt der Staat eine Gassteuer in Höhe von 0,55 Cent pro KWh für die Belieferung von Haushaltskunden. Hinzu kommt noch die Konzessionsabgabe, die an die Kommunen geht. Zusätzlich kassiert der Staat noch 19 Prozent Mehrwertsteuer. Während sich die Netzentgelte 2021 nur um zwei Prozent stiegen, erhöhten sich die Steuern und Abgaben deutlich auf rund 2 Cent/KWh. Grund dafür ist der eingeführte CO2-Preis. Dieser beträgt 25 Euro je Tonne ausgestoßenem CO2. Preisverschärfend kommt hinzu, dass die Gasspeicher in der EU nur zu rund 71 Prozent, in Deutschland sogar nur zu 64 Prozent befüllt sind.

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass Versorger die höheren Beschaffungskosten an die Endverbraucher weitergeben. Laut Verivox haben 38 Gasanbieter für September, Oktober und November Preisanhebungen von durchschnittlich 13 Prozent angekündigt. Nach Auswertungen von Check24 haben sogar 50 Versorger schon ihre Preise erhöht oder werden an der Preisschraube drehen. Die Gas-Rechnungen dürften im Durchschnitt 11,5 Prozent teurer werden.

Wer soll das bezahlen?

Die EU-Staaten könnten ihre Bürger, aber auch kleine und mittlere Unternehmen entlasten -indem sie etwa die Steuern und Abgaben senken würden, auch die Themen Gaseinkäufe untereinander abstimmen, den Strommarkt regulieren und die Abhängigkeit von Lieferanten verringern sind im Gespräch Frankreich etwa deckelt deshalb bis April 2022 die Preise für Strom und Gas und gibt Energiegutscheine aus: 100 Euro für sechs Millionen besonders bedürftige Haushalte. Spanien senkt vorübergehend die Mehrwertsteuer auf Strom.

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