9. Januar 2021
Hamburg

Es geht weiter! Rettung für St. Pauli Museum

Udo Lindenberg hilft, die Werke von Kiez-Fotograf-Legende Günter Zint zu bewahren

Fotograf

Kiez-Fotograf Günter Zint hat sie alle fotografiert: Die Beatles, die Rolling Stones, Jimmy Hendrix und viele andere Stars Fotos: Dagmar Gehm

HAMBURG Bei der Eröffnung waren auch Linda und Paul McCartney dabei, 33 Jahre lang gehörte es zu Hamburgs Besucher-Highlights. Bis 2019 der Mietvertrag in der Davidstraße 17 gekündigt wurden. Kiez-Fotografen-Legende Günter Zint (80) musste das riesige Archiv von über sechs Millionen Fotos und Dokumenten aus 250 Jahren St. Pauli räumen und auf drei Lagerstätten verteilen.

Sein Bauernhof in Behrste an der Oste, das Boardinghouse St. Pauli und im Nobistor 10, vorläufige Galerie und Schauraum mit Zints „Panfoto“-Bildarchiv als Betreiber. Auch die Davidwache äußerte sich zur ungewissen Zukunft: „Ohne das St. Pauli Museum und die Davidwache ist St. Pauli nicht mehr St. Pauli“.

„Mein Leben war eine wilde Achterbahnfahrt“, sagte Günter Zint einmal. Eine Achterbahnfahrt erlebt auch sein Museum. Für 2020 noch mit einer Finanzspritze aus 20.000 Euro von der Koalition aus CDU, FDP und SPD im Bezirk Hamburg-Mitte am Leben gehalten, drohte erneut das Aus. Bis jetzt. Denn nun verkündet Zint: „Es geht weiter!“. „Im Moment wird eine ‚Günter Zint-Stiftung‘ gegründet, die das Museum und Panfoto unter ein Dach bringen soll und dafür Sorge tragen wird, dass alles, was ich im Laufe der Jahre produziert, gesammelt und gestaltet habe, nachhaltig aufbereitet und bewahrt wird“, sagt Zint. Dem Stiftungsvorstand sollen auch zwei seiner fünf Kinder angehören. Sein Traum: Den gesamten Bestand unter ein Dach zu bringen. „Am liebsten in dem alten Apollo-Hallenbad neben dem Schmidt Tivoli am Spielbudenplatz. Die Fassade steht unter Denkmalschutz, dahinter gähnt seit 40 Jahren Leere.“ Gern würde Zint mit der Panik City Hamburg, dem Udo Lindenberg-Museum, gleich nebenan im Klubhaus, unter ein Dach ziehen. „Wir stehen schon länger in Verhandlung mit dem Besitzer des Schwimmbad-Gebäudes.“ Ohnehin hatte Udo Lindenberg als Gründungsmitglied des Vereins St. Pauli Museum e.V. seine volle Unterstützung angeboten: „Wieviel brauchst du?“ hat er mich gefragt. Man kann sich immer auf Udo verlassen. Das rechne ich ihm hoch an.“

Sollte aus der Schwimmbad-Idee nichts werden, hat Günter Zint bereits Plan B in der Tasche. „Wegen Corona sind viele Geschäftsleute insolvent, entsprechend groß ist der Spekulationsmarkt mit einem breiten Angebot an Räumlichkeiten. Das wäre eine Chance für uns.“ Auch finanziell scheint der Umzug kein Problem zu sein. „Die sechsstellige Summe, die inzwischen für die Rettung des Museums zur Verfügung steht, will Udo noch aufstocken. Ansonsten warten wir, bis die Stiftung gegründet ist. Voraussichtlich ab Februar 2021 gibt’s Butter bei die Fische“.

St Pauli Museum
Inzwischen ist das Archiv aus dem St. Pauli Museum in der Davidstraße 17 ausgezogen. Galerie und Schauraum befinden sich vorläufig im Nobistor 10

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