4. November 2020
Hamburg

Die Wirtschaftswunder-Werft

Fotoausstellung über Howaldtswerke im Internationalen Maritimen Museum

Howaldtswerke

Anlässlich des Stapellaufs des Supertankers „Al-Malik Saud Al-Awal“ der Reederei Olympic Maritime am 5. Juni 1954: Zu erkennen sind links von Aristoteles Onassis seine Frau Athina (nach Skiunfall auf Krücken), ihre beiden Kinder, Christina und Alexander, dann die Taufpatin Fürstin Ann-Marie von Bismarck (mit Haarkranz und Schleier) und ihre Tochter Gunilla sowie, zwischen Fürstin Bismarck und „Ari“ Onassis, Scheich Abdullah Ali Reza aus dem saudischen Königshaus Fotos: Archiv Howaldtswerke / IMMH

HAMBURG Es war ein großartiges Spektakel! 100.000 Hamburger wollten am 25. Juli 1953 den Stapellauf des Supertankers „Tina Onassis“ erleben. Reeder Aristoteles Onassis hatte ihn in Auftrag gegeben und war zusammen mit seiner ersten Frau Athina zur Schiffstaufe gekommen.

Ein Jahr später, am 5. Juni 1954, wurde auf den Howaldtswerken der weltgrößte Tanker „Al-Malik Saud Al-Awal“ getauft, ebenfalls aus der Onassis-Reederei Olympic Maritime, die damals in Hamburg ihren Sitz hatte. „Athina kam wegen eines Skiunfalls diesmal auf Krücken“, berichtet Axel Griessmer, Kurator der Sonderausstellung „Howaldtswerke Hamburg – die Werft im Wirtschaftswunder“ im Maritimen Museum Hamburg. „Sie musste auf die Plattform getragen werden.“ Auch die Bundeskanzler Kon-
rad Adenauer, Ludwig Ehrhard und Willy Brandt besuchten die Werft – nicht nur zu Schiffstaufen.

Ein einzigartiger Schatz

Noch bis zum April 2021 sind 45 ausgewählte Schwarz-Weiß-Fotos aus den 1950er- und 60er-Jahren aus dem Archiv der Howaldtswerke Hamburg zu sehen. 30.000 Fotos wurden dem Maritimen Museum vor zwei Jahren übergeben. Ein einzigartiger Schatz, geborgen von Ralf Thorein (76). „Ursprünglich wollte ich nur ein Foto von allen Nachkriegsneubauten der Howaldtswerke für ein Album erhalten“, sagt der ehemalige Schiffbauer. Da 1968 die Howaldtswerke Hamburg und Kiel mit der Deutschen Werft in Finkenwerder zu „Howaldtswerke, Deutsche Werft AG (HDW)“ in Kiel fusionierten, war es schwierig, das Archiv ausfindig zu machen.
„Nach der Stilllegung versuchte ich es erneut und rief nach einem Tipp einen ehemaligen Howaldt-Mitarbeiter an, der inzwischen bei Blohm & Voss beschäftigt war“, berichtet Thorein. „Schließlich konnte ich gleich die ersten 600 Schwarz-Weiß-Negativfilme mit nach Hause nehmen.“ Nach dreieinhalb Jahren hatte er über 29.000 Bilder digitalisiert.

9300 Mitarbeiter

„Als ich dem Gründer des Maritimen Museums, Peter Tamm, davon berichtete, war er sofort begeistert. Wenig später wurde ein Schenkungsvertrag zwischen Blohm & Voss und dem Museum ausgearbeitet.“
„Die Howaldtswerke gehörten neben Blohm & Voss und der Deutschen Werft zu den drei großen Werften in Hamburg“, sagt Axel Griessmer: „1909 als Zweigbetrieb des Stettiner Vulcan gegründet, beschäftigten sie in ihrer Blütezeit Ende der 1950er-Jahre bis zu 9300 Mitarbeiter.“
Die Ausstellung ist in vier Sektionen aufgeteilt. Sie zeigt neben den illustren Gästen die Arbeit in den verschiedenen Bereichen der Werft, darunter die Kantine, wo gern gefeiert wurde. „Zeitzeugen haben uns schon besucht“, berichtet der Kurator: „Darunter die ehemalige Sekretärin Ingrid Bodendorf. Sie hat uns bestätigt, dass auf der Werft ein sehr gutes Betriebsklima herrschte.“

Auch interessant