19. Januar 2023
Hamburg

Die Kaffeerösterin mit ganz viel Fantasie

Dörte Plautz auf der Suche nach Sherlock Holmes

Rösterei

Dörte Plautz alias Julie Scherborn beim Rösten von säurearmen Kaffee in der Hamburger Manufaktur Becking Kaffee vor einem alten Reklamebild mit Heinz Rühmann Fotos: Dagmar Gehm

HAMBURG Wie passen Sherlock Holmes und eine Kaffeerösterei zusammen? Nahtlos verzahnt bei der Auflösung das Gestern mit dem Heute. Wie auch bei der Röstmanufaktur Becking von 1928, die Dörte Plautz mit ihrem Mann Sönke in Diebsteich führt, wo säurearmer und lang in der Trommel gerösteter Kaffee angeboten wird und ein Mittagstisch.

Unter dem Pseudonym Julie Scherborn hat sie sich in ihrem Erstlingswerk „Mr. Hovery‘s Erbe – eine Suche nach Sherlock Holmes“ sozusagen zwischen Hamburger Kaffee und englischem Tee auf die Spuren des berühmten Privatermittlers begeben.

Ein spannendes Buch, das auf drei Ebenen spielt, beginnend mit der Detektivarbeit der Autorin. Der britische Jurist Jeremy Hovery öffnet 1952 ein Zeitfenster in das Jahr 1895 zu einem höchst verzwickten Fall des bekanntesten Detektivs der Welt. Gleichzeitig lüftet er dessen bestge-hütetes Geheimnis. Bereits im Vorwort erliegt man der geschickten Täuschung, dass es sich bei Sherlock Holmes statt einer Kunstfigur von Arthur Conan Doyle um einen echten Aufdecker kompliziertester Verbrechen handelt.

Historische Ereignisse vermischen sich unmerklich mit Fiktion. Für die Recherchen reiste die Autorin nach England, besuchte das Sherlock Holmes Museum und einen Geigenbauer, grub Zeitungen von 1952 aus, die über einen bestimmten Mordfall berichteten. Der konstante Spannungsbogen ihres Debütromans im eigens gegründeten Zeitperlen-Verlag verzeiht fehlendes Lektorat. Das soll sich ändern, verspricht die Autorin, die als Trilogie sowohl zwei Folgebände als auch die Auswertung der Feldpost ihres gefallenen Großvaters plant.

Vielschichtig wie die Handlung ist auch das Leben von Dörte Plautz. Musik spielt eine große Rolle in dem Roman. Schließlich hat die gebürtige Hamburgerin, die sich auch mit Naturheilkunde, Psychologie und Dramaturgie befasste, als Opernsängerin gearbeitet. „Zum Schreiben kam ich über einen Schreibwettbewerb beim NDR.“ Neben ihrer Tätigkeit in der Rösterei ist die 55-Jährige als Ratsfrau Mitglied im Umweltausschuss in Tornesch, Kreis Pinneberg.

Passend zum Buch seiner Frau kreierte Sönke Plautz den von Hand gerösteten „Hovers Hall Coffee.“

Mr. Hoverys Erbe – Eine Suche nach Sherlock Holmes, 360 Seiten, 22.90 Euro, erhältlich über www.zeitperlen-Verlag.de

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