HAMBURG Korruption, Betrug, politische und wirtschaftliche Machenschaften. Tief bohrt Maike Rockel in ihrem Debütkrimi „Das Konzerthaus“ in der Wunde der Elbphilharmonie, entstanden in ihrer unendlichen Entstehungsgeschichte.
Die Juristin, die mit ihrem Mann und zwei Söhnen in Hamburg lebt, weiß, wovon sie redet. Es ist ihr Job. Neu ist ihr Hobby – das Schreiben. Viel länger schon pflegt sie ihre Leidenschaft – den Gesang.
Nora ermittelt in Hamburg. Nora singt im Jazzclub Birdland. Genau wie ihre Erfinderin Maike Rockel, die mehr als nur eine Schnittfläche hat mit ihrer Romanfigur, der Kommissarin Nora Kardinal.
Wenn sie nicht gerade singt oder schreibt, ist Rockel, Jahrgang 1963, Haftrichterin am Amtsgericht Hamburg. „Ich genehmige sämtliche Ermittlungsmaßnahmen, die Polizei und Staatsanwaltschaft führen. Mein Kerngeschäft sind Raub, Mord und Totschlag, Korruption – das gesamte Spektrum des Strafgesetzbuchs, dazu noch tausend Nebenstrafgesetze. Ich habe es als totales Geschenk erlebt, dass ich einen schnellen Zugriff bei Fachwissen habe.“ Wie bei der Frage an den Rechtsmediziner, wie lange sich eine DNA auf einer Briefmarke hält oder wie schnell sich ein Bassin mit Wasser rot färbt, wenn ein bisschen Blut drin ist.
Auch in ihrem Fortsetzungsroman, an dem sie gerade arbeitet, greift die Autorin gern auf das Knowhow von Kollegen zurück. „Beim LKA habe ich jemanden gefragt, der sich mit Sprengstoff auskennt.“ Oder sie verbringt zur Recherche schon mal selbst ein paar Stunden im Edelbordell. Seit über 30 Jahren arbeitet sie in der Justiz, hat also einen riesigen Fundus an eigenen Erkenntnissen in der Ermittlungstechnik.
Nach ihrem Jurastudium in Hamburg war sie als Anwältin tätig, unter anderem im UKE, dann als Staatsanwältin und schließlich als Haftrichterin. Eigentlich wollte sie Tanzpädagogin werden, doch ihr Vater war von ihrem Wunsch nicht begeistert. Dennoch machte sie neben dem Jurastudium eine Gesangsausbildung, trat bei Vocal Sessions im Birdland auf. Müsste sie sich in ihrer Freizeit zwischen Musik und Schreiben entscheiden, würde sie die Musik wählen: „Musik ist unmittelbarer. Man berührt Menschen ganz anders mit Gesang als mit einem Buch.“
Das Konzerthaus, CW Niemeyer Buchverlage, 496 Seiten, 15 Euro
