3. März 2022
Hamburg

Blumen, die bei Kälte wachsen

Frühblüher sind wahre Überlebenskünstler

Wiese

Frühblüher haben auch einen großen Nutzen für Bienen und viele andere Insekten, denen sie als erste Nahrungsquelle dienen Foto: WetterOnline

HAMBURG Balsam für die Seele vieler Menschen sind die kleinen farbenfrohen Pflänzchen, die zurzeit einen hoffnungsfrohen Ausblick auf den nahenden Frühling geben. Aber warum blühen Krokus, Schneeglöckchen, Winterling & Co. überhaupt im Winter? Und wie wappnen sie sich gegen Kälte und Schnee? Das erklären die Expertinnen und Experten von WetterOnline.

Die frühe Blüte fängt das Licht

In den letzten Winterwochen startet die Saison der Frühblüher – also der kleinen Blumen, die wachsen, wenn die Bäume noch kein Laub tragen und kahl sind. So erhaschen die Frühblüher die ersten Sonnenstrahlen des nahenden Frühlings und profitieren zugleich vom Boden, der noch durch das herabgefallene Laub des vergangenen Herbstes geschützt ist.

Frühblüher gehören zu den sogenannten Geophyten. Den Treibstoff für ihren Wachstumsmotor haben Geophyten in ihren unterirdischen Organen, die je nach Art als Zwiebel, Knolle oder Rhizom ausgebildet werden. In ihnen ist jede Menge Energie aus dem Vorjahr gespeichert, zumeist in Form von Stärke. Diese Energie ist nötig, um das Austreiben der Blüten und Blätter in der sonnenarmen Zeit zu unterstützen. Frühblüher bilden dabei verhältnismäßig wenige Blätter und Stängel aus, sie stecken die meiste Energie in die Blüten. Im Frühling verteilen die Frühblüher ihre Samen und verdorren anschließend oberirdisch – bis zum nächsten Jahr.

Klassische Win-win-Situation

Die Blüten der Frühblüher sind nicht nur schön anzusehen, sondern haben auch einen großen Nutzen für Bienen und viele andere Insekten, denen sie als erste Nahrungsquelle dienen. Nach dem langen Winter sind die Völker der Honigbienen und Hummeln auf die Pollen der Frühblüher angewiesen, um wieder zu Kräften zu kommen.

Im Gegenzug bestäuben sie die Blüten von Krokussen, Blausternen und Hyazinthen und tragen so zu ihrer Vermehrung bei. Die meisten blühenden Pflanzen würden erfrieren, wenn gegen Ende des Winters noch mal eine kräftige Kaltfront aufzieht.

Eigenes Frostschutzmittel

Nicht so die Frühblüher. Leichte Minusgrade überstehen sie locker dank des zelleigenen Frostschutzmittels Glycerin. Es sorgt dafür, dass Wasser in den Pflanzenzellen nicht gefriert und die Pflanze sogar eigene Wärme bilden kann, die Schnee auf Blättern und Blüten zum Schmelzen bringt. Björn Goldhausen, Pressesprecher und Meteorologe von WetterOnline, erklärt: „Schnee fällt meist bei Temperaturen um null Grad. Eine geschlossene Schnee­decke übernimmt dann sogar eine wärmende Funktion für die Frühblüher.

Gefährlich wird es für die kleinen Überlebenskünstler allerdings bei sogenanntem Kahlfrost. Wenn die Schneedecke fehlt, kann die Kälte direkt in den Boden gehen und selbst die Frühblüher erfrieren.“

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Biene
Bienen und vielen anderen Insekten, dienen die Frühblüher als erste Nahrungsquelle Foto: WetterOnline

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