HAMBURG Die Karten waren teuer, aber sie gingen dennoch ganz schnell weg. Das Hamburger Stadtderby in der zweiten Fußball-Bundesliga könnte für einige Zeit das letzte seiner Art werden.
Die „atmosphärischen“ Voraussetzungen stimmen schon mal: Freitagabend-Spiel, 18.30 Uhr, unter Flutlicht, 57.000 Zuschauer werden erwartungsfroh in das Volksparkstadion pilgern. Und auch sportlich verspricht das Stadtderby zwichen dem Hamburger SV und dem FC St. Pauli eine ganze Menge.
Der HSV ließ in den vergangenen Wochen einige Punkte liegen, so dass der halbwegs sicher geglaubte Aufstieg in die Bundesliga in Gefahr geraten könnte. Profitieren könnte davon ausgerechnet der FC St. Pauli, der sich von einem Abstiegskandidaten wieder zu einem Mitfavoriten auf den Aufstieg entwickelt hat. Während die Gesamtstatistik für den HSV spricht (12 Siege, 9 Niederlagen, 7 Remis), hat in den Duellen in der zweiten Liga der FC St. Pauli die Nase mit fünf Siegen bei jeweils zwei Unentschieden und Niederlagen vorn. Doch Statistiken sind nur ein Teil der Wahrheit.
Aktuell scheinen die Kicker vom Millerntor leicht favorisiert zu sein. Trainer Fabian Hürzeler hat die Truppe zu einer spielerisch eindrucksvollen Mannschaft geformt, diese Entwicklung hatten wohl nur wenige Experten dem FCSP nach dem Trainerwechsel zugetraut. Beim HSV ist man dagegen zwiegespalten. Mit Darmstadt und Heidenheim hat sich der HSV auf den wichtigen drei ersten Plätzen festgesetzt, allerdings in den letzten Spielen nicht immer überzeugt. Wurde vor ein paar Wochen noch gejubelt, dass dieser HSV bereit für den Aufstieg sei, heißt es nun, dass die Mannschaft von Trainer Tim Walter im April wieder Dinge macht, die der HSV immer im April macht: Nämlich den Aufstieg verspielen. Aber das Schwarzmalen ist man am Volkspark ja gewohnt.
Gut möglich, dass dieses Derby vorerst das Letzte ist. Sollte der HSV den Aufstieg tatsächlich schaffen, wäre die Weiterführung dieser Spiele erst einmal vertagt. Gleiches gilt natürlich auch für einen etwaigen Aufstieg der St. Paulianer. Wobei in diesem Fall die Rothosen jede Menge Hohn und Spott einstecken müssten. Eine Möglichkeit wäre aber auch, wenn es in der kommenden Spielzeit wieder zwei Stadtderbys geben würde. Auch kein ganz so schlechter Gedanke…