6. März 2021
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„Das Vorgehen war äußerst leichtsinnig“

Im Schnelsener Eimerskamp wurden drei Einfamilienhäuser abgerissen, zwei Bäume gefällt.

Im Schnelsener Eimerskamp wurden drei Einfamilienhäuser abgerissen, zwei Bäume gefällt.

SCHNELSEN Polizei, Gasnetz- und Stromnetz-Hamburg mussten am vergangenen Mittwoch, 24. Februar, im Eimerskamp in Schnelsen anrücken. Grund waren unter anderem die Abrissarbeiten, die auf dem Grundstück der ehemaligen Hausnummern sieben bis elf stattfinden.

Dort, wo bis vor kurzem drei Einfamilienhäuser standen, sind jetzt nur noch Berge an Schutt, die Reste einer riesigen Kiefer, (die gefällt wurde,) und ein Haufen Tüten mit möglicherweise krebserregender Mineralwolle – ehemaliges Dämmmaterial. Gegen 18 Uhr waren Polizei und Mitarbeiter von Stromnetz Hamburg auf dem Grundstück unterwegs, erzählt eine Nachbarin. „Bei Abrisstätigkeiten an einem Haus wurden Versorgungsleitungen beschädigt, die notwendige und sofortige Arbeiten nach sich zogen“, erklärt Thilo Marxsen, Sprecher der Polizei Hamburg. Eine Gefahr habe für Anwohner zu keiner Zeit bestanden.

Offenbar war eine Gasleitung nicht sachgerecht vor den Abrissarbeiten abgeklemmt worden. Dazu Bernd Eilitz, Sprecher von der Gasnetz-Hamburg GmbH: „Das ist wirklich eine haarsträubende Geschichte: Strom und Gas waren zum Zeitpunkt der Abrissarbeiten nicht getrennt. Der Bauträger hatte zwar Termine vereinbart, aber mit den Abrissarbeiten vorzeitig begonnen …“.

Benachrichtigt wurde Gasnetz Hamburg kurz nach 18 Uhr vom Schwesterunternehmen Stromnetz Hamburg. Ursprünglich sei der 1. März als Termin zur Trennung der Gasleitung vom Bauträger vereinbart worden, so Eilitz. „Warum die Abrissarbeiten vorher begonnen hatten, können wir nicht einschätzen. Zwar kam es nicht zu einem Gasaustritt, aber eine Gefahr bestand, denn bei solchen Arbeiten kann die Gasleitung sehr leicht beschädigt werden. Weil auch der Stromanschluss nicht abgestellt war, hätte es dann leicht zu einem Brand kommen können. Wir bewerten das Vorgehen des Bauunternehmens als äußerst leichtsinnig.“

Außerdem wurden zwei Bäume im Rahmen der Räumung gefällt, eine Birke, die vorn am Grundstück stand und eine Kiefer an der hinteren Grundstücksgerenze. „Ob dafür eine Fällgenehmigung vorlag?“ fragt sich Anwohnerin Anna Hampe. Wer die Polizei gerufen und die Schäden festgestellt hat, wisse sie auch nicht. Die Arbeiten dauerten einige Stunden. Die Polizei musste um 22.25 Uhr ein weiteres Mal anrücken, da Anwohner eine Ruhestörung gemeldet hatten. „Das konnte aber ausgeschlossen werden“, so Polizeisprecher Marxsen. Von Seiten des Bauunternehmens lag bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme vor. cc

Möglicherweise krebserregende Mineralwolle liegt zum Abtransport in dafür vorgesehenen Spezialsäcken bereit
Eine Kiefer steht noch. Die Anwohner/-innen hoffen, dass sie nicht auch noch gefällt wird

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