NIENDORF/LOKSTEDT/SCHNELSEN. Als besonders grazile Insekten gelten Libellen, die vor allem mit ihren schillernden Farben beeindrucken. Dabei ist es gar nicht mehr so einfach, Libellen zu beobachten – in Hamburg gilt die Hälfte aller Arten als gefährdet. Mit dem jetzt erschienenen Libellen-Atlas 2020 der Umweltbehörde liegt eine aktuelle Darstellung zum Vorkommen und Gefährdungsstatus in der Hansestadt und den einzelnen Stadtteilen vor.
Wer hätte gewusst, dass es die Blaugrüne Mosaikjungfer bis 2010 in Niendorf gab, aber nur bis zum Jahr 2000 in Lokstedt? Die Große Königslibelle kann dagegen seit 2001 in Schnelsen und Niendorf beobachtet werden. Vereinzelt sogar schon über 30 Jahre gibt es die Hufeisen-Azurjungfer in beiden Stadtteilen. Ähnlich lang ist das Vorkommen der Gemeinen Becherjungfer in Lokstedt. Wenig Erfolg wird jedoch der Naturfreund haben, der bei uns die Keilflecklibelle, die Blauflügel-Prachtlibelle oder die Gefleckte Heidelibelle sucht. Der Rückgang der letzteren Art ist in der gesamten Stadt zu beobachten – 2008 gehörte sie noch zu einer ungefährdeten Art.
Von den in Deutschland bislang nachgewiesenen 81 Arten wurden im Libellen-Atlas 62 auf Hamburger Stadtgebiet beobachtet. Bei 30 Arten wird eine Gefährdung angenommen, sechs weitere Arten gelten als verschollen. Gemäß den Auswertungen scheint der Klimawandel bei den Vorkommen eine Rolle zu spielen. Die Tendenz: Während nordische Arten wie die Moorlibelle eher zurückweichen, da sie meist auf Sonderstandorte wie Moore angewiesen sind, wandern südliche, mediterrane Arten wie die Frühe Heidelibelle in Hamburg ein. „Wir arbeiten daran, die Lebensbedingungen für Libellen und andere Insekten, unter anderem mit der Ausweisung von Naturschutzgebieten, zu verbessern“, sagt Umweltsenator Jens Kerstan. „Denn nur mit einem funktionierenden Biotopverbund mit ausreichenden Gewässern zwischen den Schutzgebieten, den Parks und Grünanlagen können sich seltene Libellen-Arten halten und bestenfalls auch wieder ausbreiten.“ (kh)
Libellen-Atlas (mit Daten bis 2018) zum Download: https://t1p.de/oq6d (Kurzlink)