und
24. Juni 2020
Allgemein

Ein Schock für Wandsbek

Kaufhaus Karstadt soll geschlossen werden

Das Karstadt-Haus an der Wandsbeker Marktstraße Foto: Je

WANDSBEK Damit hatte keiner der Mitarbeiter gerechnet. „Doch dann erhielten wir vergangene Woche die schockierende Nachricht. Auch unser Haus steht auf der Liste der 62 Warenhäuser, die bundesweit geschlossen werden sollen“, sagt
Tanja Anhenn, Betriebsratsmitglied von Karstadt Wandsbek.

Dass Wandsbek betroffen sein würde, hatte keiner geglaubt, weil in den vergangenen Jahren Millionen Euro in die Sanierung des Karstadt-Hauses geflossen sind.
Es wurden neue Rolltreppen eingebaut. Außerdem bekamen die Abteilungen Sport- und Spielwaren mehr Platz und neue Standorte.
Tanja Anhenn: „Da fragt man sich doch, warum so ein Geschäft geschlossen werden soll. Man hat uns keine Gründe genannt. Man hat uns nur erklärt: Ihr steht auf der Liste“.
Das bei den Wandsbekern beliebte Kaufhaus wurde durch die Corona-Krise schwer getroffen. Doch sofort nach der Öffnung strömten die Kunden wieder in das Geschäft.
„Gerade jetzt, nachdem bekannt wurde, dass unser Haus auf der Liste der Häuser steht, die geschlossen werden sollen, kommen zahlreiche Kunden und bekunden den Angestellten ihr Mitgefühl. Es sind Stammkunden, die uns seit vielen Jahren die Treue gehalten haben. Und jetzt sind sie traurig wegen der möglichen Schließung“, sagt Tanja Anhenn.

Am 31. Oktober soll das Geschäft geschlossen werden, so wird getuschelt. Aber offiziell ist dieser Termin noch nicht. Wenn es stimmt werden an diesem Tag rund 170 Mitarbeiter ihren Job verlieren. Neben den festangestellten Karstadt-Mitarbeitern sind auch die Beschäftigten im Restaurant und in der Lebensmittelabteilung betroffen.
Tanja Anhenn: „Es bleibt Ratlosigkeit, Betroffenheit, Angst und Unverständnis.“

Hoffen auf eine Chance

Die Betriebsrätin: „Wir hoffen immer noch auf eine Chance. Wir würden gerne beweisen, dass die Neuerungen von den Kunden angenommen werden und
dass sich das Betreiben eines großen Warenhauses noch immer lohnt. Vielleicht klappt es ja, wenn der Vermieter die Miete senkt. Wir Mitarbeiter werden nicht aufgeben.
Wir werden weiter vollen Einsatz zeigen bis zum letzten Tag.“
Gerade in Wandsbek, da ist der Betriebsrat des Karstadt-Hauses sicher, hätte das Warenhaus eine Zukunft. In keinem anderen Hamburger Bezirk entstehen so viele neue Wohnungen.

Viele junge Menschen kommen in den Stadtteil. Es sind potenzielle neue Kunden.

Historisch gewachsen

Ein weiterer Grund für den Verbleib: Wandsbek ist einer der wichtigsten historischen Karstadt-Standorte. Die Firma „Ernst Karstadt“ wurde 1892 in das Wandsbeker Firmenregister eingetragen. Im Jahre 1900 verkaufte der hochverschuldete Ernst Karstadt das Geschäft an seinen Bruder Rudolph. In den Jahren 1921 und 1922 wurde das jetzige Kaufhaus mit der interessanten Fassade aus Mainsandstein nach den Plänen des Regierungsbaumeisters C. G. Bensel errichtet. Am selben Ort stand vorher das kleine Kaufhaus von Ernst Karstadt.

Politiker setzen sich für Karstadt-Mitarbeiter ein

Es ist Deutschlands zweitältestes Kaufhaus. Östlich von Karstadt und nördlich der befindlichen Bebauung entstand 1988 das Einkaufszentrum Quarree.
Erste Stellungnahmen der Wandsbeker Politiker zu der voraussichtlichen Schließung.
Marc Buttler, Vorsitzender der SPD-Bezirksfraktion:
Karstadt ist für Wandsbek ein fester Bestandteil. Eine Schließung wäre sowohl für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des Unternehmens als auch für die Bevölkerung, die dort einkauft, eine denkbar schlechte Lösung. Als Bezirkspolitiker werden wir darauf dringen, dass Gespräche geführt werden, um eine Schließung abzuwenden.
Natalie Hochheim, CDU-Fraktion:
Sofern Karstadt Deutschland den Standort unwiederbringlich schließt, muss ein Leerstand des denkmalgeschützten und städtebaulich prägenden Gebäudes auf jeden Fall verhindert werden. Eine Einzelhandelsnutzung – als gesamtes oder mit einzelnen Läden –wäre ideal. Sofern dies nicht gelingt, wäre zu prüfen, ob große Teile des Gebäudes durch die Verwaltung genutzt werden könnten.

 

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