6. April 2023
Allgemein

Die Leiche wurde im Kriechkeller versteckt

Krimiautor macht Alten Elbtunnel zum Tatort

Elbtunnel

Marathonpaar Mario und Doris Sagasser (l.) und Autor Klaus E. Spieldenner Fotos: Dagmar Gehm

HAMBURG Ein zugiger Ort für einen zugkräftigen Krimi. „Elbgrab“ lautet der Titel des neunten Hamburg-Kriminalromans von Klaus E. Spieldenner. Vorgestellt in 24 Metern Tiefe der Oströhre im Alten Elbtunnel.

„Hier habe ich eine Leiche platziert“, berichtet der Autor. „Und zwar im sogenannten Kriechkeller, der sich am südlichen Ende befindet.“ So ungewöhnlich der Tatort, so spannend die Handlung, eng an einen echten Fall in der Vergangenheit gelehnt, den im Krimi die Hamburger Kommissarin Sandra Holtz aufklären soll. Auch Bitcoins spielen eine Rolle. Unterstützung zu diesem Thema holte sich Spieldenner von Jan
Girlich vom Hamburger Chaos Computer Club.

Im Elbtunnel lässt der Autor seine Kommissarin am Marathon teilnehmen. Aufgrund der Enge fürchtet sie, nicht ausreichend Sauerstoff zu bekommen. Diese Empfindungen kann das „echte“ Marathonpaar Mario und Doris Sagasser nicht bestätigen. Mario, der als Erster Vorsitzender des „100 Marathon Club Deutschland e.V.“ bereits 896 Marathons gelaufen ist und den Autor beraten hat: „Ich empfand es als angenehm, dass man selbst im Januar im T-Shirt und kurzer Hose durch den Tunnel laufen konnte.“

Serienmord als Vorbild

„Vor 50 Jahren bin ich im VW-Bus durch diesen Tunnel gefahren“, erinnert sich Spieldenner, Jahrgang 1954. „Deshalb stand er schon lange auf meiner Wunschliste, was die Handlung eines neuen Hamburg-Krimis anging. Doch hier eine Leiche zu verstecken, schien mir unmöglich.“ Bis er vom Verschwinden von Birgit Meiers 1989, Schwester des späteren stellvertretenden Polizeipräsidenten Wolfgang Sielaff, erfuhr. 28 Jahre lang wurde sie gesucht, bis man sie endlich fand und den Serienmörder Kurt-Werner Wichmann überführte. Doch weil wegen Wichmanns Selbstmord in der Zelle vieles im Unklaren blieb, beschloss Spieldenner, den Polizeipräsidenten in Jochen Andres umzubenennen und statt einer Schwester dessen Tochter Stefanie verschwinden zu lassen.

„Mit HPA-Projektleiter Martin Bornhöft durfte ich letztes Jahr der Sanierung der Weströhre beiwohnen. Dabei erzählte er mir von ehemaligen Kriechkellern, in denen man beim Bau der Röhren 1911 Versorgungsleitungen gelegt hatte.“ Das Startzeichen für ein neues Buch war gegeben, Kommissarin Holtz konnte auf die Suche nach Stefanie geschickt werden – auch im Kriechkeller. Grünes Licht für die Autorenlesung im Tunnel hat die HPA gegeben. Nach dem Versteck der Romanleiche befragt, schmunzelt Betriebsleiter Gregor Gehrling: „Außer den beruflichen haben wir keine Leichen im Keller.“

Elbgrab, CW Niemeyer-Verlag, Klaus E. Spieldenner ISBN 978-3-8271-9349-0432 Seiten, 15,00 Euro

 

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