HAMBURG Den deutschen Pass in der Hand zu halten – ein Wunschtraum vieler Zuwanderer. Bei rund 63.500 Einbürgerungen in 10 Jahren hat es bereits geklappt. So viele Hamburger/-innen mit Migrationshintergrund haben seit dem Start der Einbürgerungsinitiative „Hamburg.MeinHafen.Deutschland.Mein Zuhause“ 2010 die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Der Einsatz von Einbürgerungslosen unterstützt die Initiative, das integrationspolitische Ziel des Senats.
„Fast die Hälfte der Antragsteller stammt aus einem der Hauptherkunftsländer Türkei, Afghanistan, Iran, Polen und Ghana und seit dem Brexit auch aus Großbritannien, sagt die Leiterin des Einbürgerungsprojekts, Tülin Akkoç, mit Sitz in der Türkischen Gemeinde Hamburg und Umgebung e.V. – TGH – in Altona. „Ich rate den Interessenten immer, die kostenlose Beratung bei der Einbürgerungsabteilung oder bei uns zu nutzen. Wir sind der rote Faden, um bei Sprachproblemen zu helfen, die Anträge auszufüllen, bei Behördengängen zu begleiten.“
Das Team der Einbürgerungslotsen besteht aus sieben Koordinatoren und zwischen 45 und 50 ehrenamtlichen Lotsen – Personen verschiedener Herkunftsländer, die selbst bereits eingebürgert oder aktiv in der Migrationsarbeit tätig sind. Wie Aramak Erk, die 1983 mit ihrer Mutter aus Irans Hauptstadt Teheran nach Hamburg kam, da ihr Vater hier bereits als Ingenieur tätig war. Beratungen auf dem Weg zum deutschen Pass hält sie entweder im TGH oder im Café des CVJM an der Alster ab.
„Als eine von neun Koordinatoren bin ich seit 2010 oft auch als Lotsin tätig“, sagt Erk: „30 Stunden im Monat führe ich Beratungen durch. Insgesamt sind für jeden Einbürgerungswilligen zwei bis drei Termine angesetzt. Die erste Beratung erfolgt am Telefon, der zweite Termin als persönliches Treffen – mit den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen auch während der Pandemie.“
Um die deutsche Staatsbürgerschaft bemühen sich auch die beiden Iranerinnen Marjan Salehi (50) und Shohreh Naderi Nogaddam (57). Mit ihren Familien leben sie seit vielen Jahren in Deutschland, aber beide sprechen kaum Deutsch. Obwohl bereits nach sechs Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt werden kann, nutzen sie die Möglichkeit erst jetzt. „Wir wussten nichts davon“, bedauern beide. Erst durch Infoveranstaltungen wurden sie darauf aufmerksam.
Nicht immer gibt es ein Happy End
Offiziell dauert die Bearbeitungszeit nach Einreichung der Papiere zwischen sechs bis acht Monate. „In der Praxis läuft es aber eher auf neun bis 11 Monate hinaus“, sagt Tülin Akkoç.
Nicht alle Bewerbungen haben ein Happy End. „Ein 22-jähriger Afghane war im Alter von 12 Jahren allein nach Deutschland gekommen“, berichtet Aramak Erk. Da er Heimweh hatte, ging er immer in die Moschee. Bis sie ins Visier des Verfassungsschutzes geriet. Bis jetzt wurde dem jungen Mann deshalb die deutsche Staatsbürgerschaft verwehrt.“ Dagegen hoffen Marjan und Shohreh, dass sie bald zu den 99 Prozent alle Bewerber/-innen gehören, die den deutschen Pass in der Hand halten dürfen.